Debian-Med

Integrative Softwareumgebung für alle medizinischen Bereiche auf der Basis von Debian GNU/Linux

Andreas Tille

In der Medizin wird Freie Software nach wie vor eher selten und im wesentlichen in bestimmten Teilbereichen eingesetzt. Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Eine Hauptursache ist die im Vergleich zu Standardsoftware (z.B. Browser oder Mailclient) der Anwenderkreis sehr klein ist und sich damit die Bildung einer aktiven Community als problematisch erweist.

Ziel des Debian-Med Projekt ist es, den existierenden Projekten, die Freien Software für die Medizin erstellen, technische Unterstützung bei der Erstellung und Verteilung ihrer Software zu bieten und somit den Prozeß der Bildung einer Community zu unterstützen. Das heißt, durch Debian-Med wird selbst keine Software entwickelt, sondern lediglich vorhandene Software in Debian integriert und Werkzeuge zur Verfügung gestellt, die eine leichte Installation und Administration dieser Software ermöglichen. Weiterhin wird garantiert, daß die nötigen Systemvoraussetzungen für die jeweiligen Projekte in Debian zur Verfügung stehen.

Die Analyse der vorhandenen Software durch Debian-Med ergab, daß Bereiche wie mikrobiologische Forschung und medizinische Bildverarbeitung bereits ausgesprochen gut mit Freier Software abgedeckt sind. Ein großer Teil der wichtigen Projekte wurde bereits erfolgreich in Debian integriert. Allerdings ist sind auf dem Gebiet der Praxisverwaltung noch längst nicht alle Aufgaben zufriedenstellend lösbar auch wenn es hier in Form des GNUmed Projekts vielversprechende Ansätze gibt.

Der Artikel gibt einen Überblick über bereits in Debian integrierte Software, die im weitesten Sinne in der Medizin zum Einsatz kommen kann und gibt einen Ausblick, welche Projekte demnächst integriert werden sollen.


Table of Contents
1. Motivation
2. Nutzerprofil
3. Community-Bildung
3.1. Förderlich
3.2. Hinderlich
4. Status Freier Software in der Medizin
5. Was ist Debian-Med?
6. In Debian-Med integrierte Software
6.1. Molekularbiologie und medizinische Genetik
6.2. Medizinische Bildverarbeitung
7. Ziele von Debian-Med
7.1. Integration
7.2. Debian Qualitäts-Standards sichern
7.3. Unterstützung von Entwicklern
7.4. Aufzeigen der Vorteile Freier Software für Programmierer
7.5. Forderung nach soliden Installationsmechanismen
7.6. Dokumentationen und Übersetzungen
7.7. Schema
8. Warum Debian als Integrationsplattform?
9. Wie funktioniert Debian-Med?
9.1. Meta-Pakete
9.2. Angepaßte Konfiguration innerhalb von Meta-Paketen
9.3. Dokumentations-Pakete
9.4. Rolle: Debian-Med Nutzer
9.5. Was ist Debian-Med nicht?
10. Probleme bei der Realisierung
10.1. Zertifizierung
10.2. Änderung gesetzlicher Vorgaben
11. Zukunft

1. Motivation

Freie Software ist momentan in der Medizin verglichen mit anderen Bereichen noch nicht sehr stark etabliert. Die Gründe dafür sind vielschichtig und es finden sich auch Bereiche innerhalb der elektronischen Datenverarbeitung in der Medizin, die durchaus sehr gut mit Freier Software abgedeckt werden können. Hiermit sei gleich eingangs darauf explizit hingewiesen, daß unter medizinischer Datenverarbeitung nicht nur Praxis- und Patientendatenverwaltung verstanden werden soll, sondern das Anliegen von Debian-Med deutlich weiter gefaßt ist. Insbesondere im präklinischen Bereich der Mikrobiologie und der Genetik sowie in der medizinischen Bildverarbeitung steht ein umfangreicher Pool an Freier Software zur Verfügung

Leider steht diese Software oft nicht in einer leicht zugänglichen Form zur Verfügung und selbst wenn leicht zu verwendende Installer dem Nutzer die Installation erleichtern ist es in vielen Fällen für potentielle Nutzer schwer herauszufinden, ob Freie Software existiert, mit der sie ihr Problem lösen können und wo diese zu beziehen ist. Es fehlt ein zentraler Anlaufpunkt, der Informationen über die zur Verfügung stehende Software bietet und dem Anwender technische Unterstützung bei der Installation und Pflege dieser Software bietet. Diese Lücke soll durch das Debian-Med Projekt geschlossen werden.